Bergbaupfad

Der Bornaer Bergbau-Pfad

Der Bornaer Bergbau-Pfad

Mit der Geschichte der über 750jährigen Stadt Borna ist der Abbau der Braunkohle untrennbar verbunden. Dieser Zeitabschnitt hat wie kein anderer zuvor die Stadt, ihre Bewohner und die Umgebung geprägt. Doch wissen nachfolgende Generationen, dass dort, wo heute Seen zu finden sind, früher Braunkohle im Tagebau abgebaut wurde und viele Wohngebiete am Rande von Borna durch die Abbaggerung von umliegenden Orten entstanden sind?

Durch die Einrichtung eines Bergbau-Pfads soll das Wissen um die Verbindung der Stadt Borna mit dem Abbau der Braunkohle gestärkt werden. Ein solcher Wanderweg in und um die Stadt auf den Spuren der Braunkohle und der Technikgeschichte soll zu einem touristischen Anziehungspunkt entwickelt werden und gleichzeitig den Bekanntheitsgrad der Stadt erhöhen.

Der seit 2018 zusammenkommende Bornaer Bergmanns-Stammtisch hatte von Anfang an die Idee, diesen Bergbau-Pfad in Borna zu errichten. Dazu wurde durch Herrn Rudolf Lehmann ein Vorschlag mit 17 Standorten unterbreitet und ein Kontakt zum Gymnasium „Am Breiten Teich“ in Borna vermittelt, um die Standorte durch Schülerinnen und Schüler in Form von Facharbeiten (oder BELL – Besondere Lernleistung) aufarbeiten zu lassen.  Im Zeitraum 2019-2020 erfolgte dies für 13 Standorte mit Vorschlägen für die Gestaltung der Informationstafeln.

Durch Spenden aus der lokalen Wirtschaft sowie des Bergbauunternehmens MIBRAG ist es dem DOKMitt e.V. nun möglich, den Bergbau-Pfad in die Tat umzusetzen. Es werden zunächst Tafeln im Stadtgebiet bearbeitet und in Zusammenarbeit mit der Stadt aufgestellt, bevor die Standorte in den Außenbezirken folgen.

Die DEA in Borna und Umgebung

Die Deutsche Tiefbohr-Actiengesellschaft wurde am 10. Januar 1899 in Berlin gegründet. Im Jahr 1900 wurde der Geschäftssitz nach Nordhausen verlegt. Das neue Unternehmen war spezialisiert auf alle Arten von Erdölprodukten, darunter Rohbraunkohle, Briketts für das Beheizen von Wohnungen und für die Industrie, Braunkohleteer und Paraffin. Geschäftsführer war der Krefelder Geschäftsmann Rudolf Nöllenburg.[ Im Jahr 1901 stieß man mit einer eigenen Bohrung auf Öl, und im Jahr 1906 wurde Rohöl offiziell zum neuen Hauptgeschäftszweig erklärt. Seit 1907 befand sich die Unternehmenszentrale wieder in Berlin.  Im Jahr 1911 fusionierten die DTA und ihre Tochtergesellschaften Vereinigte Norddeutsche Mineralölwerke AG mit der Deutsche Mineralölindustrie AG zur Deutsche Erdoel-Actiengesellschaft (DEA) mit Sitz in Berlin.

Seit 1905/1906 hatte die DEA Anteile an Ölfeldern im Elsass, in Polen und in Rumänien, verlor jedoch den Hauptteil der Produktion im Ausland bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Trotzdem brachte die DEA im Jahr 1917 im elsässischen Pechelbronn den ersten Ölschacht der Welt nieder. Anders als bei der oberflächennahen Gewinnung oder der Gewinnung durch Ölbohrungen wurde hier zum ersten Mal Öl mithilfe eines „bergmännischen“ Schachtbauverfahrens gefördert. Dennoch genügte die Binnenproduktion von Öl nicht, um das Überleben des Unternehmens zu gewährleisten, weswegen sich die DEA bis in die frühen 1930er Jahre auf den Kohleabbau konzentrierte.

 (Quelle: https://dewiki.de/Lexikon/DEA#Geschichte)

Ab den 1920er Jahren wird die Region südlich von Leipzig entscheidend vom Braunkohlenbergbau geprägt. In diesem Gebiet gab es massive Braunkohlevorkommen, die unter der Erde schlummerten.

Das führte dazu, dass sich die DEA mit ihrer Zentrale hier in Borna niederließ. Sie kontrollierte die wichtigsten Werke in der Region, darunter die Braunkohlenwerke Großzössen und Raupenhain sowie die Kohlewerke Witznitz und Breunsdorf.

Weiterhin breitete sich die DEA auch im städtischen Raum in Borna aus. Im Jahre 1922 waren allein in der Röthaer Straße sechs Häuser in ihrem Besitz. Dieser erweiterte sich im Jahre 1929 auf insgesamt neun Gebäude in genannter Straße. Außerdem gehörten dem Unternehmen sechs Gebäude in der Liebes-Kirsch-Allee und Teile der „Witznitzer Kolonie“, heute Teil der Robert-Koch-Straße.

Im November des Jahres 1938 wurden die Zweigniederlassungen des Unternehmens, darunter auch Borna, im Bezirk Leipzig zusammengefasst. Mittlerweile kontrollierte die DEA auch Gruben in Thüringen, wie die Tiefbaugrube Altenburg oder den Tagebau „Marie“ bei Wintersdorf.

Doch auch im sächsischen Teil des Reviers war das Wachstum des Unternehmens nicht mehr zu stoppen. Die Grube „Viktoria“ in Lobstädt, die Grube „Dora- Helene“ bei Großzössen, die Grube bei Regis und die Grube Witznitz fielen mit den dazugehörigen Kraftwerken unter ihre Verwaltung.

Aufgaben der DEA

Die DEA war der führende Braunkohlenförderer der Region.

Doch das Unternehmen wirkte in weitaus mehr Aufgabenbereichen. Einige der wichtigsten Geschäftsfelder waren die Gewinnung, Verarbeitung und Verwertung von Erdöl, Teer und anderer Bodenschätze.

Im Jahr 1948 wurde der Geschäftssitz nach Hamburg verlegt. Als Teil der Expansion der Ölproduktion in Deutschland in den 1950er Jahren erschloss die DEA dort diverse neue Felder. Im Jahr 1956 brachten Wintershall und DEA die Deutsche Gasolin in Aral ein. 1960 verließ die DEA den Aral-Konzern wieder, um ein eigenes Tankstellennetzwerk aufzubauen.

Im Jahr 1965 erwirtschaftete die DEA-Gruppe einen Umsatz von 2,01 Milliarden DM und hatte 26.400 Beschäftigte. Im Jahr 1966 übernahm die Texaco über 90 % der DEA-Aktien. 1970 wurde aus der DEA die Deutsche Texaco AG. Etwa um 1970 wurde der Bergwerksbesitz in die Ruhrkohle AG (RAG) eingebracht.

Übernahme, Umstrukturierung und Verkauf durch RWE

Durch die Übernahme der Deutsche Texaco durch die RWE AG im Jahr 1988 entstand die RWE-DEA Aktiengesellschaft für Mineralöl und Chemie. Ab Juli 1989 wurden die Tankstellen des Unternehmens erneut auf den Namen „DEA“ umgerüstet, die Umbenennung und die dadurch erforderliche Umgestaltung von bundesweit rund 2000 Tankstellen nahm Kosten von ungefähr 50 Millionen D-Mark in Anspruch. Die Maßnahme wurde als „die größte Unternehmens-Umbenennung in der bundesdeutschen Geschichte“ bezeichnet. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde das Tankstellennetzwerk auf Ostdeutschland ausgeweitet.

(Quelle: Facharbeit Valentin Weise unter Nutzung von Beständen des Stadtarchivs und des Bauarchivs der Stadt Borna sowie des Museums Borna, Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/DEA)  

Prof. Dr. Kurt Pietzsch –Sohn der Stadt Borna und Wegbereiter der modernen Erforschung der Geologie in Sachsen

Kurt Pietzsch, der bedeutende Sohn unserer Stadt Borna, zählt mit seinem Wirken als Landesgeologe und Direktor des Geologischen Landesamtes Sachsens sowie mit der Herausgabe seines einzigartigen Nachschlagewerkes „Geologie von Sachsen“ zu den Wegbereitern der modernen geologischen Erforschung Sachsens im 20. Jahrhundert. Kurt Pietzsch`s Aktivitäten in der Nachfolge der berühmten sächsischen Geologen Hermann Credner (1841-1913) und Franz Kossmat (1871-1938) ebneten Sachsen den Weg bezüglich seines geologischen Kenntnisstandes von einer weitgehenden „Terra incognita“ zu einer der am besten untersuchten Regionen Mitteleuropas.

Lebensstationen von Kurt Pietzsch

Albin Kurt Pietzsch wurde am 29.09.1884 in Altstadt-Borna als ältester Sohn eines Bierbrauers und Kaufmanns geboren. 1903 legte er am Realgymnasium Borna sein Abitur ab. Nach Studium der Mathematik an den Universitäten Leipzig (1903-1905) und Heidelberg (1906-1908) entschied er sich angeregt durch Vorlesungsbesuche bei Herrmann Credner (Leipzig) und Wilhelm Salomon-Calvi (1868-1941; Heidelberg) endgültig der Geologie zu widmen. Nach Geologie-Studium in Leipzig unter Hermann Credner promovierte Kurt Pietzsch 1908 mit einer Arbeit über „Die geologischen Verhältnisse in der Oberlausitz“. 1909 begann seine berufliche Laufbahn an der staatlichen Geologischen Landesuntersuchung in Sachsen. Zuerst als Hilfsarbeiter, dann als Sektionsgeologe (1914-1918), im Anschluss als Sächsischer Landesgeologe (1919-1928) und schließlich ab 1932 als stellvertretender und ab 1936 als Direktor des Sächsischen Geologischen Landesamtes. Mit Umsiedlung des Landesamtes ab 1938 von Leipzig (Talstraße 35) nach Freiberg war Kurt Pietzsch ab diesem Zeitpunkt als Direktor, Leiter und Chefgeologe in Freiberg tätig. Zugleich war er Hochschullehrer, Chefredakteur der Zeitschrift Geologie, Kartierer der geologischen Landesaufnahme und brachte 1962 als Autor der „Geologie von Sachsen“ die erste moderne zusammenfassende Darstellung der Geologie Sachsens heraus. Kurt Pietzsch`s umfangreiches geologisches Lebenswerk umfasst u.a. zahlreiche Gutachten zu Vorkommen von Grundwasser, Mineral- und Heilquellen, zur Unterschutzstellung geologischer Aufschlüsse, zu Talsperren und zur Lagerstättengeologie. Bekannt wurde er besonders zur Erkundung der sächsischen Braunkohlelagerstätten. Für seine Verdienste erhielt er zahlreiche Ehrungen und wurde unter anderem als „Hervorragender Wissenschaftler des Volkes“ ausgezeichnet.

Am 27. 09. 1964 starb der berühmte Geologe bei einem Autounfall auf der B95.

Kurt Pietzsch`s praktisches Wirken in Borna und Umgebung

Pietzschs berufliches Leben kann man in vier große Arbeitsfelder einteilen. Die größte Beachtung verdient sein praktisches Wirken im Bereich der angewandten Geologie Sachsens, das erste Wirkungsfeld.

Angewandte Geologie

Mit seinem praktischen Wirken im Bereich der angewandten Geologie von Sachsen zeigte Pietzsch, dass er sein theoretisch erlerntes Wissen und seine angeeigneten Kenntnisse hervorragend in die Praxis umsetzten konnte. Schon in den Jahren vor 1920 wurden Aufgaben der angewandten Geologie zum Arbeitsfeld des Geologen Kurt Pietzsch. Persönlichen Aufzeichnungen aus dieser Zeit dokumentieren u.a. 1913 eine gemeinsame Befahrung eines Felssturzes am Tunnel beim Harrasfelsen mit Franz Kossmat, dem damaligen Direktor des Sächsischen Geologischen Landesamtes und Professor für Geologie in Leipzig. 1914 notierte er Bergbaubefahrungen zum Schwerspat- und Kupferschiefer-Abbau. Außerdem beschäftigten ihn 1917 Wasserbohrungen und die Kontrolle von Grundwasserbeobachtungsstellen. Pietzsch galt bereits 1921 nach einer kleinen Arbeit zu den Kohlevorräten der Welt und zu den sächsischen Braunkohle-Vorkommen als ein gefragter Kohlengeologe.

Ebenfalls 1921 erfolgte der Aufschluss des Tagebaus Böhlen, an dessen Erkundung Kurt Pietzsch maßgeblich mit beteiligt war. Der Tagebau Böhlen galt damals als der erste Großtagebau in Deutschland, was Pietzschs Ansehen in der Fachwelt natürlich steigerte. Weiterhin lieferte er für das „Handbuch der vergleichenden Stratigraphie Deutschlands“ einen Beitrag zur Ausbildung des Zechsteins in Sachsen und im sächsisch-thüringischen Grenzgebiet. Seine regionalgeologischen Kenntnisse in Sachsen verhalfen ihm zu großem Ansehen im Bereich der Ingenieurgeologie. Er verfasste außerdem 41 Standfestigkeitsgutachten und war in den 1930-er Jahren und nach 1945 für zahlreiche Talsperrenbauten verantwortlich.

Geologie Sachsens

Das wichtigste und wissenschaftlich wohl bedeutungsvollste Wirkungsfeld Kurt Pietzschs sind seine zusammenfassenden Arbeiten über die „Geologie von Sachsen“. Kurt Pietzsch stellte 1922 eine erste Übersicht über die geologische Literatur von Sachsen zusammen, 1951 folgte die zweite Übersicht. Darin wurden 80 Jahre geologische Arbeiten im Raum Sachsen erfasst (1870-1950). Im Jahr 1930 erstellte er die erste Übersichtskarte des Freistaats Sachsen im Maßstab 1:400.000, auf welche heute teilweise noch zurückgegriffen wird.  Außerdem sind zwei Auflagen von Pietzschs „Abriss der Geologie von Sachsen“ aus den Jahren 1951 und 1956 vorhanden. 1962 erschien sein Hauptwerk, die 870 Seiten starke „Geologie von Sachsen“, das Buch, welches ihn mit zu den „Klassikern der Geologie Sachsens“ gemacht hat.  Die zwei, wegen großer Nachfrage kurz hintereinander erschienenen Auflagen dieses Werkes wurden fortan in Fachkreisen als „Der große Pietzsch“ bezeichnet. Während seiner Dienstzeit veröffentlichte Kurt Pietzsch 70 wissenschaftliche Beiträge und fertigte mehr als 150 unveröffentlichte Gutachten und geologische Skizzen an.

Geologische Landesuntersuchung Sachsen

Kurt Pietzschs weiteres Wirkungsfeld war durch seine Kartierungstätigkeit mit Eintritt ab 1914 als Sektionsgeologe der „Geologischen Landesuntersuchung des Königreichs Sachsens“ geprägt. Mehrere, in der Zweitauflage revidierte Blätter der Geologischen Spezialkarte von Sachsen im Maßstab 1: 25.000 entstammen seiner Hand und führte zu eigenen Vorstellungen des geologischen Aufbaus im nordöstlichen und östlichen Grenzgebiet des Erzgebirges. Seine Ansichten unterschieden sich jedoch grundlegend von denen seines langjährigen Lehrers, Mentors und Begründers des Sächsischen Geologischen Landesamtes Hermann Credner. Nach Credners Tod revidierte er dessen Meinung zu den Strukturen der „Erzgebirgischen Provinz“ und zu denen der „Lausitzer Provinz“ und führte den Begriff „Mittelsächsische Überschiebung“ ein. Zudem bildete sich ein weiteres Hauptarbeitsgebiet Pietzschs bei den Kartierungsarbeiten heraus: das Elbtalschiefergebirge, welches ihn sein Leben lang beschäftigte.

Lehre und Redaktion

Als viertes Wirkungsfeld von Kurt Pietzsch sei seiner Tätigkeit als Hochschullehrer und Chefredakteur gedacht. Schon 1917 hielt er die ersten Vorlesungsstunden. So vertrat er Prof. Dr. Franz Kossmat in Leipzig bei dessen Vorlesung über die Geologie von Sachsen. 1932 wurde Pietzsch zum ordentlichen Honorarprofessor an der Universität Leipzig ernannt. Kraft seines Amtes hielt Kurt Pietzsch von 1930 bis 1960 zahlreiche Vorlesungen zur Geologie von Sachsen, Deutschland bzw. Mitteleuropa. So war für alle Studierenden der Geologie an der Bergakademie Freiberg eine Vorlesung von Kurt Pietzsch über die Geologie von Deutschland eine Pflicht. Berühmt dafür war sein Diapositiv, ein durchsichtiges fotografisches Bild, mit einer Übersicht über Deutschland, indem Sachsen mit roter Farbe hervorgehoben war.  Kurt Pietzsch führte zudem auch zahlreiche wirtschaftsgeologische Exkursionen im Leipziger Raum durch. Von 1958 bis 1964 war er Chefredakteur der früheren Zeitschrift Geologie und erzog damit viele Autoren zur Klarheit der Aussage und des Denkens. Seine Vorstellung zur Frage der Geologenausbildung schrieb er 1956 in der Zeitschrift für Angewandte Geologie nieder.

Erinnerungen - Kurt Pietzsch als Mensch

(aus Harald Walter (2008): Kurt Pietzsch (1884-1964).- Miniaturen zur Geologie Sachsens. Geoszene: Porträts Sächsischer Geowissenschaftler, Staatl. Naturhist. Samml. Dresden, 1. Auflage 2008: 31 S.)

Spitznamen wie „Papa Pietzsch“ oder einfach nur „P.P.“ kennzeichneten Kurt Pietzsch bei seinen Mitarbeitern und Kollegen als liebevollen, freundlichen und humorvollen Menschen. „Unser Professor“ nannten sie ihn bis in die letzten Lebensjahre. Seine Begeisterung und Ratschläge prägten viele seiner Schüler. Kurt Pietzsch erzog seine jungen Mitarbeiter, er befehligte sie nicht. Er war Erzieher ohne Gewalt. So begrüßte Kurt Pietzsch, den später bekannten Leipziger Geologen und Eiszeitforscher Lothar Eißmann (1932-2019) an seinem ersten Tag seines Antritts 1956 beim Geologischen Dienst in Freiberg mit den Worten: „Hier in Sachsen können Sie alles lernen, was Sie über Geologie wissen müssen. Dann können Sie auch überall auf der Erde arbeiten; auch in Australien“ (wohl nicht ganz wörtlich auf Sächsisch).

Der Volksplatz - Erste Kohlegrube der Stadt Borna 

Die erste Kohlegrube in Borna

Durch Zufall wurde in Borna Torfkohle entdeckt. Der Samtmacher (oder Samtweber) der Altstadt ließ um 1707 einen 30 Ellen (ca. 15 m) tiefen Brunnen graben. Dieser stürzte ein und man fand große, starke Holzstücke, hart wie Stein. Damit ließ sich Feuer entfachen. Ähnliche Funde machte man auch in der Grabengasse. Der Wert des Fundes wurde seinerzeit nicht erkannt.

Mit dem Gesuch von Universitätsbaumeister Carl August Benjamin Siegel aus Leipzig und dem Bornaer Maurermeister Karl Gottfried Uhlmann vom 15. März 1799 beim Stadtrat von Borna, auf dem Communplatz nach Kohle graben zu dürfen, begann die Geschichte des unternehmerischen Kohleabbaus in Borna, in den Anfangsjahren als Torfgräberei bekannt. Es entstand die erste Kohlegrube, im Bereich des heutigen Volksplatzes.

Die Grubeneröffnung

Im Protokoll der Stadtratssitzung vermerkte der Stadtschreiber Karl August Richter Jr. folgendes:

„Braunkohle: Am 15.März 1799 erschienen der Universitätsbaumeister Siegel und der Maurermeister Uhlmann vor dem Stadtrate zu Borna und brachten vor, sie vermuteten nicht ohne Grund, dass auf dem beim breiten Teiche gelegenen Communplatze sogenannte Torf- oder Bergkohle anzutreffen sein werde, daher sie sich bereit erklären wollten, auf eigene Kosten genauere Untersuchungen anzustellen und im glücklichen Falle, den Kohlenbau zu beginnen, die auf dem Grundstück entstandenen Löcher aber stets wieder auszufüllen. Der Stadtrat nahm den Antrag an, unter der Bedingung, dass die Unternehmer jedem Einwohner das Tausend Torf um 2 Groschen wohlfeiler (günstiger) abließen und für jedes Tausend fertig gewordenen Torfes 2 Groschen Zins an die Ratskämmerei zahlten.“ (Quelle: Stadtarchiv Borna)

Der Stadtrat erteilte noch im selben Jahr die Erlaubnis, mit dem Kohleabbau auf dem Grundstück am Rossenberg zu beginnen.

Die Initiatoren der Erschließung

Carl August Benjamin Siegel wurde am 27. April 1757 in Dresden geboren und lernte dort das Architekturwesen. In Leipzig war er 1785 Lehrer für architektonisches Zeichnen an der Kunstakademie und bis 1823 Universitätsbaumeister. Als Architekt wirkte Siegel an bekannten Bauten wie z.B. dem Schloss und der Orangerie Lübbenau, dem Alten Theater Leipzig und dem Landschaftspark des Schlosses Machern mit. Er starb am 15.Oktober in Dresden.

Recherchen zum Maurermeister Karl (Carl) Gottfried Uhlmann brachten leider kaum Erkenntnisse. Im Eidbuch der Stadt Borna 1636-1840, wird er unter Nr. 1637 als Rats-Maurermeister erwähnt. (Quelle Stadtarchiv Borna)

Das Vorkommen

Vor 45-30 Millionen Jahren kam es während des Eozäns und Oligozäns zur Bildung von vier verschiedenen Flözen im Kohlerevier. Davon kommen drei im Raum Borna vor. Das erste Flöz ist das Bornaer Hauptflöz, das ertragsreichste Flöz im Revier, das sich zwischen Borna, Lucka, Neukieritzsch und Pulgar  erstreckt. Dort spaltet sich das Flöz. Das nächste Flöz ist das Thüringische Hauptflöz, hauptsächlich im Altenburger Raum mit Anteilen südlich des Bornaer Hauptflözes. Das dritte Flöz ist das Böhlener Oberflöz, das, beginnend im Norden Bornas bis ins Stadtgebiet von Leipzig reicht.

Der Kohleabbau

Die Pächter hatten mit dem Verkauf der Stückkohle aus der ersten kleinen Grube keine Probleme. Lediglich die Klarkohle (feinkörnige Kohle) fand wenig Absatz und wurde deshalb zu Streichsteinen (in Formen getrocknete feinkörnige, mit Wasser vermengte Kohle) verarbeitet.

Oberflächennahe Vorkommen oder solche mit geringer Abraumüberdeckung wurden in sogenannten Bauerngruben mit einfachsten Handwerkszeugen (Hacke, Spaten, Eimer, Handkarre) abgebaut. Man bezeichnete diese als Brüche, die als solche keinen bergmännischen Betrieb darstellten.

Insbesondere in den Wintermonaten war die Produktion hoch, bedingt durch Bedarf als Brennmaterial und unterstützt durch höheres Arbeitskräftepotential wegen ruhender Landwirtschaft.

Die Nutzung der Kohle

Kohle minderer Qualität war billiger Brennstoff für den einfachen Haushalt. Feste Stückkohle konnte schon sehr gut, auch in größeren Mengen, verkauft werden. Denn Holz, als bis dahin dominierendes Brennmaterial, wurde knapp und Fabriken mit hohem Heizungsbedarf wie z.B. Ziegeleien, Zuckerfabriken und Brauereien stellten ihre Feuerungsanlagen auf Braunkohle um.

Die Entwicklung

Im Jahre 1803 schlugen zwei Ratsmitglieder und ein Viertelmeister (Helfer der Exekutive und Judikative) dem Stadtrat und dem Bürgermeister vor, die Kohle auf dem Communplatz auf Rechnung der Stadt Borna abbauen zu lassen. Zudem sollte der Rat auf die Einhaltung der Versprechungen Siegels und Uhlmanns drängen oder notfalls den Abbau stoppen. Daraufhin kaufte die Stadt Borna sämtliches Inventar von den Pächtern und übernahm den Kohleabbau.

Das erste Abrechnungsjahr 1803/1804 wies einen Verlust von 22 Thalern aus bei einem Absatz von 176.900 Torfziegeln (Streichsteinen) und 521 Scheffeln (je nach Bergbaugebiet zwischen 45 und 70 kg) Kohle. Im Folgejahr stieg der Verkauf um ein Mehrfaches und der Gewinn belief sich auf 95 Thaler. Der Erfolg war nur von kurzer Dauer und wegen der Unwirtschaftlichkeit wurde die Grube dann 1806 verpachtet.

Der unwirtschaftliche Prozess setzte sich auch in den nächsten Jahren fort, was die Schließung der Grube 1811 nach sich zog.

Mittlerweile hatten sich weitere, größere Gruben um Borna mit höherer Produktivität u.a. am Lerchenberg bzw. bei Bockwitz entwickelt.

Die Nachnutzung des Geländes – erst Thingstätte, dann Volksplatz

Nach Stilllegung der „Rathsgrube“ lag das Gelände viele Jahrzehnte brach. Im Jahre 1933 begannen Planungen zum Bau eines Thingplatzes (Thing: germanische Volks-, Gerichts- und Heeresversammlung) in Form eines 180 Grad Amphitheaters mit 6.000 Sitzplätzen bzw. 10.000 Stehplätzen. Als passender Standort wurde das Gelände der alten Kohlegrube, bekannt als Schützenberg (Rosseberg) gewählt.

„Mit der Thingbewegung startete das noch junge "Dritte Reich" ein kulturelles Großvorhaben. Der Name knüpfte an die historische Bezeichnung nordisch-germanischer Versammlungsplätze an, hatte damit allerdings wenig zu tun. Vielmehr ging es um ein umfassendes Theatererlebnis in freier Natur, das den Geist einer deutschen Volks- und Schicksalsgemeinschaft beschwor, unter Bezug auf ein imaginäres Germanentum.“ (Quelle https://www.spiegel.de/geschichte/nazi-freilichttheater-und-thingbewegung-das-thing-ging-schief-a-34e879ae-ad60-4a1d-97cd-2002d50a79ed)

1934 wurde mit dem Bau durch die Deutsche Arbeiterfront (DAF) begonnen. Ein Jahr später wurden die Arbeiten fertiggestellt und der Platz mit einem Thingspiel eingeweiht. Eine Besonderheit des Platzes bestand in seiner Akustik, indem ohne Beschallungsanlage auch noch in der letzten Reihe gut gehört werden konnte. Der Platz wurde eine Kultur- und Propagandastätte ersten Ranges. 1937 wurde der Thingplatz in „Stätte der Volksgemeinschaft“ umbenannt. Nach dem Bornaer Heimatfest 1938 nahm das Interesse am Besuch und der Nutzung Kriegsbedingt stark ab.

Nach 1945 wurde der Platz weiter als beliebter Veranstaltungsort für unterschiedlichste kulturelle und politische Ereignisse genutzt wie z.B. für Veranstaltungen am 1. Mai, Konzerte und Filmvorführungen im Rahmen der „Sommerfilmtage der DDR“, die oft 10.000 Gäste und mehr besuchten. 1949 erfolgte die Umbenennung des Areals in „Volksplatz“. Mit der 1976 auf dem Gelände errichteten feststehenden und damals europaweit größten Filmwand (504m2) wurde das Areal weit über Borna bekannt.

1989 brach die Nutzung drastisch ein und das Gelände verwaiste. Es vergingen weitere 5 Jahre bis sich eine Gruppe engagierter Bürger fand, den Volksplatz wieder ins Leben zurückzuholen. Aus der Gruppe formte sich der „Verein zur Erhaltung und Betreibung des Volksplatzes“ e.V.

Dem Engagement dieses ehrenamtlichen Vereins ist es zu verdanken, dass heute wieder regelmäßig Veranstaltungen wie Kindertag, Musikveranstaltungen, Konzerte, Rockfestivals und Filmvorführungen stattfinden und Tausende Besucher anziehen. 2009 erfolgte eine grundhafte Sanierung der Anlage.

Die Stadt Borna verfügt mit der Arena „Volksplatz“ über ein einzigartiges Ambiente, das dank der Aktivität des Vereins eine Kulturstätte mit hochwertigen Veranstaltungen regionalen Charakters und mit internationalem Flair geworden ist.

(Der Inhalt des vorliegenden Textes basiert auf der Facharbeit am Gymnasium „Am Breiten Teich“ von Luca Junghans, 2020)

Schacht Gestewitz - der Tagebau-Grube auf der Spur 

              1. Einleitung/Vorwort

1.1 Hinleitung zum Thema

Die Braunkohle zählte damals, wie heute mit zu den wichtigsten Rohstoffen der Welt. Mit ihr kann Energie und Wärme erzeugt werden. Schon immer faszinierte mich, wie man aus einem harten, robusten Material so viel Energie gewinnen kann. Aus diesem Grund interessiert mich der Kohleabbau und so wählte ich dieses   Thema.   Früher,   im   späten   19.   Jahrhundert   bis   ins   20.   Jahrhundert entstanden viele neue Gruben und Tagebaue. Wer Braunkohle auf seinem Land entdeckte, konnte sozusagen diese nutzen und auch abbauen. Besonders bin ich allerdings   auf   das   Thema   Tagebau   gekommen,   speziell   in   unserem fächerverbindenden   Unterricht   des   Gymnasiums,   in   dem   wir   als   Gruppe zusammen über die Tagebaue berichteten. Diese befanden sich, wo heute der Hainer-, Bockwitzer- oder auch Kahnsdorfer See sind. Verstärkt wurde meine Wahl nochmals durch die Museumsausstellung „Schule und Kohle“ im Bornaer Museum. Diese besuchte ich mehrmals. Dabei entdeckte und lernte ich jedes Mal dazu. Vor allem war ich überrascht, was man alles aus Kohle, außer Wärme und Energie gewinnen bzw. herstellen kann. Letztendlich bin ich speziell auf „Gott hilf “ bei Gestewitz gestoßen, weil es ganz einfach in meiner Wohnortnähe liegt. 

1.2 Arbeitsmethoden

Bei dieser doch anspruchsvollen Aufgabe ist es dennoch schwer Quellen zu finden, die das damalige Geschehen einordnen und festhalten können. Daher habe ich mir Hilfe vom Stadtarchiv Borna und aus dem Sächsischen Staatsarchiv in Leipzig geholt. Allerdings kommen diese Informationen gehäuft in Form von Tabellen und Karten vor. Auf Grund dessen werde ich diese interpretieren, deuten sowie auch werten. Noch dazu gibt es einen Artikel von einem Mitarbeiter des Bornaer Museum, Herrn Bergner, im Internet, wo er kurz den Schacht Gestewitz zusammenfasst. Allgemein in meiner Arbeit beschäftige ich mich mit Karten, Legenden und Übersichten um manches greifbarer zu machen. Am Ende meiner Arbeit fasse ich meine Ergebnisse in Form einer Informationstafel zusammen, die dann von der Stadt Borna verwendet werden kann. Diese soll helfen die Menschen in der Region zu informieren und zu bilden. Dies gilt dann auch als Vorschlag für den Bergbaulehrpfad. Natürlich werde ich auch eine Präsentation in Form   meiner   Verteidigung   gestalten,   um   meinen   Mitschülern   mein   Thema vorzustellen.

2. Schacht Gestewitz

2.1 Anlegung eines Braunkohlewerks in Gestewitz

Ende des 19. Jahrhunderts bis ins 20. Jahrhundert hinein wurde die Braunkohle zu einem   der   wichtigsten   Ressourcen   der   Welt.   Die   Menschen   entdeckten   die verschieden Möglichkeiten Braunkohle zu nutzen und diese in ihren Alltag zu integrieren. Deshalb wurde auch die Nachfrage nach diesem besonderen Rohstoff immer   größer.   Daraus   lässt   sich   schließen   das   immer   wieder   Bohrungen stattfanden, um Braunkohle zu finden. So geschah es auch rund um Borna. Letztendlich entdeckte man die Grube „ Gotthilf “  bei Gestewitz im Jahr 1885.  Sie befand sich dort, wo früher die F95 langführte und heute die Unterführung zum Gewerbegebiet Eula ist. Laut dem Jahrbuch für Berg- und Hüttenwesen heißt es „Der Rittergutsbesitzer R. Schade in Gestewitz bei Borna hat durch mehrere Bohrlöcher ein Braunkohlenlager auf seinem Besitze nachgewiesen und dasselbe durch einen Schacht aufgeschlossen, der bei 12 m Teufe auf die Kohle kam.“ Aber auch eine weitere Quelle bestätigt, dass Entdecken einer Braunkohlengrube. Hierzu schreibt das Leipziger Tagesblatt am 22. Juli 1885 folgendes: “Auf einen Herrn Rittergutsbesitzer Schade aus Gestewitz gehörigen, in Gestewitzer Flur gelegenen   Komplexe   (ist)   ein   Braunkohlelager   durch   sieben   Bohrungen aufgefunden   worden   und   hat   seit   voriger   Woche   der   Schachtbau   begonnen. Sachverständige   bezeichnen   die   Qualität   der   Kohle   als   eine   sehr   gute   und versprechen   die   starken   Flöze   einen   ergiebigen   Abbau.“   Dazu   wurde   ein Nachstehendes Profil angefertigt, in dem man die verschieden Schichten besser erkennt. 

Angefangen mit normaler Ackererde, dann Lehm, weißen Sand, Thon, grauer Sand, Mergel bis schließlich zur Kohle. Bis zu diesen Schichten wurde der Schacht durchteuft, das heißt bis dort hin  wurde  der Schacht  vertieft . Die nachfolgenden Schichten wurden durch Bohrungen nachgewiesen, allerdings bin ich mir nicht sicher ob der Teil für den Abbau verwendet wurde. Denn nach meiner Quelle wurde der Flöz vier und zwei entdeckt, aber erst mal nur Flöz vier abgebaut, weil man Flöz zwei noch nicht in Erwägung gezogen hatte. Jedoch konnte ich in keinen meiner Quellen finden, was mit Flöz eins und drei passierte. Auf jeden Fall bestehen die letzten Schichten aus einem Wechsel von Thon und Kohle. Bevor man nun allgemein einen Schacht eröffnet muss man sich  entscheiden ob es ein offener Tagebau werden soll oder einer unter Tage, also unter der Erde. In diesem Fall  wurde die Entscheidung für unter Tage getroffen. Um den Schacht betriebsfähig zu machen musste man zuerst das Grundwasser in dem bestimmten Bereich senken, damit die Arbeiter Wort wörtlich nicht im Wasser arbeiten. Dafür nutzte man Bohrungen und pumpte dadurch das Wasser hinaus. Anschließend leitete man das Wasser in die Eula ab. Da man durch die Bohrungen davor nachgewiesen hatte, dass sich Braunkohle in einer gewissen Tiefe der Erde befand, baggerte man bis dort hin ein Loch. Dieses wurde dann als Eingang der Grube genutzt. Zusätzlich diente dieses auch als Belüftungsschacht, damit die Arbeiter immer mit Sauerstoff versorgt werden konnten. Man brauchte auch ein Wasserhaltungsschacht, der kommendes Wasser hinaus pumpt. Nach einer Statistik wurden im Schacht Gestewitz 700 Liter Wasser in der Minute hinaus gepumpt. Um das ganze etwas anschaulicher zu machen, könnte man sich einen Behälter von 1 x 1 x 1 Meter vorstellen, der bis zu ca. zwei drittel mit Wasser gefüllt ist. Das wären dann in der Stunde annährend 42.000 Liter. Wenn man nun einen Weg ins Erdinnere vollbracht hatte, stütze man die Erdwände mit Stempeln, welche bei uns heutzutage als Holzbalken bezeichnet werden. Dies war allerdings immer ein Problem, weil Holz damals auch als sehr kostbar galt und bevorzugter Weise als Brennmaterial verwendet wurde. Als nun endlich die Arbeit in der Kohlegrube begann, beschäftigte man zunächst einen Beamten, den Herrn Obersteiger Weikardt und 15 männliche Arbeiter. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Arbeiter dazu, unter anderem auch zwei Frauen im Jahr 1888. Frauen in Kohlewerke zu beschäftigen war zu dieser Zeit sehr ungewöhnlich. Denn damals galt die Frau noch als Hausfrau, die sich um die Kinder sowie um den Haushalt kümmern musste. Der Mann hatte also die Aufgabe die Familie zu ernähren und von früh bis spät zu arbeiten. 

2.2 Sicherung der ehemaligen Braunkohlegrube „Gotthilf“ bei Gestewitz

2.2.1 Brikettfabrik mit ihrer Arbeitsverordnung für Arbeiter

Um die Grube am Laufen zu halten, wusste man, das es nie ausreichen würde nur Braunkohle als Stücke zu verkaufen. Deshalb eröffnete man 1888 neben der Grube eine Produktionsstätte für Presssteine. Besser auch bekannt als eine Brikettfabrik. Hierfür arrangierte man weitere Arbeiter und Arbeiterinnen ab dem jugendlichen Alter bis zum Erwachsenen. Nach einer Arbeiterverordnung wurden nur Kinder beschäftigt, wenn sie zwischen dem 14. und 16. Lebensjahr waren und nicht als volksschulpflichtig galten.  Da in der damaligen Zeit die Schulpflicht erst seine Anfänge fand und Schulen noch sehr von der Kirchengemeinde geprägt waren,   nehme   ich   an,   dass   man   nicht   volksschulpflichtige   Kinder   als   die bezeichnete, die nicht gläubig waren und von der Familie lernten und ihren Eltern schon finanziell beisteuern mussten. Um wieder zum Thema zurück zu kommen gibt es noch zu sagen, dass diese Kinder eine Arbeitszeit von 10 Stunden nie überschritten und immer eine Pause von einer halben bis einer Stunde, je nach Arbeitszeit bekamen. Arbeiterinnen über 16 Jahren durften eine Arbeitszeit von 11 Stunden   beziehungsweise   an   Sonn-   und   Festtagen   von   10   Stunden,   nicht überschreiten. Kinder durften außerdem nicht während der Nachtzeit beschäftigt werden. Allerdings über 16 jährige schon. Die Nachtzeit dauerte damals von 20.30 Uhr bis 5.30 Uhr an. Während den Pausen wurde eine Weiterarbeit sowie das Aufhalten   in   den  Arbeitsräumen   nicht   gestattet.  Weiterhin   erlaubte   man   den beschäftigten Kindern an Sonn- und Festtagen nicht zu arbeiten, sowie aufgrund einer Konfirmation, Taufe oder ähnlichem sich frei zunehmen. Frauen die ein Hauswesen besitzen, was für einen Mann, Kinder oder Eltern spricht, konnten auf Antrag (mindestens 1.5 Stunden vor Mittagspause) 30 Minuten vor Feierabend nach Hause gehen. Schwangere konnten nach der Geburt nach Ablauf von vier Wochen ohne   Zulassungszeugnis   eines   betitelten   Arztes   wieder   beschäftigt werden. Diese ganzen Rechte und Pflichten die die Arbeiter erfüllen mussten und durften sind zusätzlich nach der vorgeschriebenen Form  der Ausführungsverordnung   vom   28.3.1892   nach   dem   §77,   Beilage   3   und   §138 aufgelistet. Diese besagt, dass die Rechte und Pflichten in den Betriebsräumen aushängen müssen, an einer Stelle die ins Auge fällt und im leserlichen Zustand ist. Sollte eine Änderung, betreffend des Arbeitsvertrages, zustande kommen wird eine Unterschrift, beziehungsweise ein Zeichen der Erkenntnisnahme gebraucht, um diese zu bestätigen. Wie man an diesem Beispiel erkennen kann, nahm man es betreffend  der  Arbeit  damals  ganz   genau.  Das  sieht  man  vor  allem   an  den Arbeitsverträgen, welche zu dieser Zeit neu eingeführt wurden. Außerdem musste jeder Arbeiter über ein Arbeitsbuch verfügen mit folgendem Inhalt: Name und Wohnsitz, Geburtstag, wo sein Vater, beziehungsweise sein Vormund zuletzt gewohnt hat, Unterschriften   der Person und der ausstellenden Behörde und Siegel.   Zusätzlich   noch   seine   Beurteilungen,   Fehltage   sowie   Arbeitszeiten, Pausen, Qualifikationen und Zeugnisse. Ausgeschlossen sind Kinder, die bei ihren Eltern   im   Betrieb   halfen.   Die   Arbeitsbücher   wurden   regelmäßig   auf   ihre Richtigkeit geprüft und mit einem Vermerk gekennzeichnet. Diese verblieben nach Arbeitsschluss in der Firma beim Arbeitgeber. Für einen besseren Überblick sind   die Bücher einmal in Blau für die Männer und in Braun für die Frauen gekennzeichnet wurden. Allgemein ist bekannt, dass keine Kinder unter 13 Jahren, aber vier Arbeiterinnen beschäftigt wurden. Darunter eine im Alter zwischen 14 und 16 und drei weitere im Alter zwischen 16 und 21 Jahren. Insgesamt wurden 26 Personen beschäftigt, die für die Arbeit in der Brikettfabrik zuständig waren. 

 

2.2.2 Mitarbeitsverteilung und Gewinn der Braunkohlegrube in Gestewitz

Wie ich in der Entstehungsgeschichte der Grube „Gotthilf“ bei Gestewitz schon berichtet   habe,   ist   der   Besitzer   des   Schachts   R.   Schade.   Dazu   gehört   der Betriebsleiter Obersteiger Weikardt, der als Beamter tätig war. Aus dem Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen von den Jahren 1886-1897 entnahm   ich   diese   Daten   und   zusätzlich   dazu   in   welchen   Jahren,   wie   viele Mitarbeiter,   Beamte   beschäftigt   waren   und   welcher   Umsatz   mit   der Braunkohlegrube gewonnen wurde. Die Anzahl der Mitarbeiter wuchs von den Anfangsjahren bis vier Jahre vor Schließung  immer mehr an. Man startete mit 10 Mitarbeitern und erreichte die Höchstzahl im Jahr 1893 mit 25 Arbeitern. Zu Grunde   ging   der   Schacht   mit   13  Arbeitern,   die   durch   die   Schließung   dann arbeitslos wurden. Was hierbei, wie bereits erwähnt ganz interessant ist, dass ab 1888 Frauen beschäftigt wurden. Gerade im Bergbau war das sehr untypisch. Damit gehörte man in der Region mit zu den ersten Braunkohleanlagen die Frauen beschäftigten. Die Anzahl der arbeitenden Frauen im Werk wechselte in den Jahren des Bestehens zwischen null bis drei Personen. Hierbei arbeiteten beispielsweise   drei   Damen   im   Jahr   1888   und   zwei   Frauen   im   Jahr   1893. Außerdem   wechselte   der   Obersteiger   Weikardt   das   Grubengelände   nach Kesselshain   in   das   Grubengelände   „Gottes   Segen“.   Für   ihn   kam   Hermann Büchner, der zugleich als Betriebsdirektor eingestellt wurde. Wenn ich mir nun die Umsätze von der Grube Gestewitz anschaue, dann ist es gut sichtbar, dass je mehr man ausgrub, um so mehr stieg auch der Gewinn. Rein zur Erklärung muss man wissen, dass die Grube „Gotthilf“ bei Gestewitz Braunkohle in Tonnen und Braunkohleziegel als Stück verkauft hat. Beziehe ich mich hierbei nur auf die Braunkohle in Tonnen, erkenne ich  ,dass pro Jahr ungefähr  zwischen 8.123 Tonnen und 12.362 Tonnen abgebaut wurden. Man hatte also einen Gewinn Zwischen 21.116,38 Mark und 36.543,15 Mark, je nach Jahr. Daraus lässt sich schließen, dass pro Tonne ein Preis von rund 2,60 Mark verlangt wurde. Dieser Wert fiel und stieg allerdings in den Jahr ständig. So stieg der Preis in den Jahren 1892 bis 1896 bis  auf 3,10 Mark und sank auf 2,40 Mark im Jahr 1897. Das hing mit der Schließung der Grube zusammen. Ich nehme an, dass man den Preis zuletzt höher angesetzt hat, um noch möglichst viel Gewinn zu erzielen. Betrachte ich jetzt nur die Braunkohleziegel, dann erkenne ich , dass der Preis pro Ziegel gleichbleibend bei 0.0075 Mark blieb und wahrscheinlich nur in größeren Mengen verkauft wurde, da er sonst nicht wirklich bezahlbar gewesen wäre. Im vorletzten Jahr, also im Jahr 1896 gibt es einen gewaltigen Anstieg der Ziegel auf 1.03 Mark. Im darauf folgendem Jahr wurde der Verkauf der Ziegel eingestellt.

2.3 Schließung des Braunkohlewerks

In den letzten Jahren des Bestehens versuchte man mit Modernisierungen und Wechseln   der   Verantwortlichen   die   Grube   weiter   voran   zutreiben.   Als Modernisierungsmaßnahme wollte man mit einem zweiten neuen Dampfkessel die Leistung des Werkes verdoppeln. Zusätzlich wurden viele Kosten in das Vertiefen  des Schachts investiert, um ergiebiger zu arbeiten. Außerdem versuchte man den unstabilen Schacht mit Balken zu verstärken. Dies wurde allerdings immer   wieder   durch   Räuber   behindert.   Die   Räuber   entwendeten   das   Holz, welches vor allem für die Stabilität des Schachts sehr wichtig war. So kam es immer   wieder   zu   Einstürzen   im   Schacht   während   der  Arbeit.   Nach   meinen Quellen   aber   immer   ohne   Verletzte   beziehungsweise   Toten.   Letztendlich wechselte man den Betriebsleiter erneut und stellte M. Gey ein. Allerdings konnte auch er den Betrieb nicht retten. Deshalb beschloss der Rittergutsbesitzer R. Schade den Schachtbetrieb einzustellen.  So kann man es aus dem Jahrbuch für Berg- und Hüttenwesen entnehmen: „Das Braunkohlewerk Gotthilf in Gestewitz bei Borna mußte den Betrieb wegen ungünstigen Betriebsverhältnissen einstellen. Auch in mehren Tagebauen der dortigen Gegend wurde nicht weiter gearbeitet, da sie  nicht  mehr  konkurrenzfähig  waren.“  Man brauchte  einfach  einen  großen Tagebau, wo man noch vielmehr Braunkohle abbauen konnte und auch dies über mehrere Jahrzehnte betreiben zu können. Nach dem Untergang riss man alle Betriebsgebäude ab und versuchte vorschriftsgemäß die Grube zu verschließen. Nach Stilllegung der Grube wurde 1896 der Versatz des Förderschachts und bis 1897 auch der des Wetterschacht eins und zwei durchgeführt. Allerdings ist hierbei die Art des Versatzes unbekannt. Zusätzlich hat man keine Unterlagen darüber, wo die Gebäude standen und wie das geschah.

3. Nachwirkungen und Probleme des Schacht Gestewitz

Der übliche Vorgang einen Schacht unter Tage still zulegen, ist eigentlich die gemachten Löcher und Hohlräume wieder aufzufüllen und zu verdichten. Dies hat so zu erfolgen, dass man keine Gefahr eines Einstürzens der Oberfläche hat. Manchmal füllte man das abgepumpte Wasser wieder zurück, um den Vorgang, das das Grundwasser sich wieder einpegelt zu beschleunigen oder man wartete die Zeit ab. Beim Schacht Gestewitz hatte man im Nachhinein nur Probleme und mit den Folgen der Schließung zu kämpfen. Aufgrund von drei Tagebau-Brüchen um 1972 und 1975 im Straßengraben westlich der F95, die einen Durchmesser von zwei bis drei Meter hatten, stellte man Nachuntersuchungen an, wie es zu solche Einstürzungen   kommen konnte. Man organisierte erneut Bohrungen, um noch weitere Hohlräume unter der Erde zu finden und diese zu füllen. Erst durch diese Aktion erhielt man einen Überblick darüber, wie groß die Grube gewesen sein muss. 

Einige Ausläufer des Schachts ragten bis unter die ehemalige F95. Aus den Erkenntnissen, dass die Grube eingestürzt ist, wurde geschlussfolgert, dass man damals nicht alle Löcher richtig verschlossen und verdichtet hatte.   Es könnte durch aus sein, dass durch die schlechten Zustände in der Grube Maschinen und Einbauten nicht mehr geborgen werden konnten und somit noch unter der Erde verweilen. Hinzu kommt, dass man nicht weiß, mit welchem Material überhaupt ein Stück des Schachts befüllt wurde. Aufgrund dieser schlechten Bedingungen muss es auch schon damals zu Einstürzungen gekommen sein. Weiterhin ist bekannt, dass man früher Vorberechnungen angestellt hatte, wann es zu Einbrüchen komme könnte. Untersucht wurde auch der Grundwasserspiegel, ob  dieser   sich   wieder   dem   Normalbereich   anpasst.   Allerdings   sank   der Grundwasserspiegel   immer   mehr   ab.   Der  Ausgangswasserspiegel   betrug   im Januar 1978 plus 138,2 Meter über Normal Null, also über dem Meeresspiegel. Dagegen lag dieser Wert im Dezember 1983 bei 132,3 Meter über Normal Null. Das liegt vor allem an den Hohlräumen und den Versumpfungen die unter der Erde geschehen sind. Man befürchtete also schon damals das es zu Brüchen und Einstürzungen von Häuser, die darüber liegen kommen könnte. Vermutlich riss man auch aus diesem Grund den Förderschacht im Jahr 1896 ab. Dieser wurde stark in Mitleidenschaft gezogen und sank zu dieser Zeit um 0,3 m ab.  Nach dem Grubenriss durften in diesem Bereich keine offenen Einzelgruben mehr vorhanden sein. Die Analyse hat am   Ende   ergeben,   dass   das   Untersuchungsgebiet grundsätzlich als gefährdet zu betrachten ist und auch künftig mit Bergschäden unterschiedlicher Größenrechnung zu rechnen ist. 

4. Die heutige Nutzung

Da der Schacht zur heutigen Zeit keinen Nutzen mehr hat und vollständig verfüllt ist, befinden sich an der Oberfläche seines Bereichs Ackerflächen und Straßen. Die Ackerflächen dienen hierbei als landwirtschaftliches Mittel zum Anbau von Getreide und anderen Nutzpflanzen. Die Straße ist die heutige Bundesstraße B95, die Leipzig mit Chemnitz und vielen Kleinstädten und Dörfern,  wie zum Beispiel Eula oder Borna verbindet. Da man allerdings nicht weiß, wie weit der Schacht in Wirklichkeit war, könnte zum Teil das Gewerbegebiet Eula und der Randbereich der noch gebauten Autobahn dazu zählen. Das Gewerbegebiet in Eula wird heute als Dienstleistungsbereich verschiedener Unternehmen genutzt. So finden der Autohersteller Mercedes Benz, ein Citroen Autohaus, das Möbelhaus Voigt und weitere kleinere Unternehmen ihren Platz dort. Die neue Autobahn A72 soll in Zukunft   eine   noch   schnellere   Verbindung   zwischen   Leipzig   und   Chemnitz ermöglichen. Insbesondere die Anbindung an wirtschaftliche Regionen in West- und Südsachsen. Davon sind auch die Gewerbegebiete in Eula, Thierbach und Espenhain betroffen. Außerdem verbindet der Bereich des Tagebaus, die Orte Gestewitz und Eula bis hin zum Hainer See. Zu Fuß, mit dem Rad oder auch mit dem Pferd, kann man diese Ziele erreichen. Durch die zum Teil Natur belassene Umgebung, wird den Bewohnern und Touristen ein Naherholungsgebiet zum abschalten und relaxen geboten.

(Der Inhalt des vorliegenden Textes basiert auf der Facharbeit am Gymnasium „Am Breiten Teich“ von Lara - Marie Salomo, 2019)

Brikettfabrik und Braunkohlekraftwerk 

              1. Einleitung/Vorwort

1. Vorwort

In dieser Facharbeit im Fach Geografie werde ich mich mit der ehemaligen Brikettfabrik und dem alten Kraftwerk von Borna befassen.

Als ich noch auf der Suche nach einem Thema für meine Facharbeit war, wurde ich auf das Projekt der Stadt Borna zur Errichtung eines Braunkohle-Lehrpfades hingewiesen. Da unsere Schule sich an diesem Projekt beteiligt und mir das Thema zusagte, entschloss ich mich, mit der folgenden Arbeit daran mitzuarbeiten. Das Ziel dieser Facharbeit ist die Erstellung und Gestaltung einer Lehrtafel für den Lehrpfad am damaligen Standort der Brikettfabrik und des Kraftwerkes Borna. Durch Recherchen im Archiv des Stadtmuseums in Borna, im Sächsischen Wirtschaftsarchiv Leipzig, im Internet, durch Literaturstudium und Befragung möchte ich wichtige Informationen zum Standort, zur Geschichte, zur Arbeitsweise und zur Schließung sammeln. Ich werde dabei auch auf die allgemeine Entwicklung der Braunkohleindustrie in Borna eingehen. Zum Schluss stelle ich meinen Entwurf für die aufzustellende Lehrtafel vor.

2. Begriffserklärungen

2.1. Braunkohle

„Braunkohle (früher auch Turff genannt) ist ein bräunlich-schwarzes, meist lockeres Sedimentgestein, das durch Druck und Luftabschluss von organischen Substanzen entstand. Braunkohle ist ein fossiler Brennstoff, der zur Energieerzeugung verwendet wird.«)

2.2. Tagebau

Ein Tagebau ist ein Ort, an dem oberflächennah Bodenschätze, wie zum Beispiel Braunkohle, gewonnen werden. Zum Abbau werden viele verschiedene Techniken und Maschinen verwendet. Der Abtransport erfolgte früher auf speziellen Kohlegleisen. Später baute man Förderbänder.

2.3. Brikettfabrik

Eine Brikettfabrik ist eine mechanische Anlage zur Veredlung von Kohle. Diese Fabriken wurden am Ende des 19. Jahrhunderts häufig an Abbaugebieten von Braunkohle errichtet. Dorthin wurde die abgebaute Braunkohle transportiert und zu feinem Staub verarbeitet. Unter hohem Druck konnten daraus Kohlebriketts gepresst werden.

2.4. Braunkohlekraftwerk

Ein Kohlekraftwerk gehört zur Gattung der Dampfkraftwerke. Der Name leitet sich hauptsächlich vom Hauptbrennstoff Kohle ab. In diesen Kraftwerken wird Kohle verbrannt und damit Wasser erhitzt. Der entstehende Wasserdampf gelangt in Turbinen. Die rotierenden Turbinen treiben im weiteren Verlauf Generatoren an. Diese Generatoren erzeugen dann die elektrische Energie.

3. Entwicklung der Brikettfabrik und des Kraftwerkes Borna

3.1. Zeit bis 1910

Die Entwicklung des Bergbaus im Raum Borna begann nach heutigen Erkenntnissen im Jahre 1767 mit dem Fund und der Untersuchung von Torf. Schon im Jahr 1799 bat man die Stadt Borna um die Erlaubnis, am Breiten Teich nach Torf zu graben. Das erste „Braunkohlewerk" von Borna befand sich in einem Schuppen mit drei Streichtischen zur manuellen Herstellung von Torfbriketts. Bereits seit 1852 hielt die Dampfmaschine im Revier Einzug und damit begann die Industrialisierung. Da im Jahre 1872 die Eisenbahnstrecke Leipzig-Borna-Chemnitz eröffnet wurde, siedelten sich immer mehr Betriebe an und somit stieg auch die Bevölkerungsanzahl. Ein höherer Bedarf an Brennstoffen und Energie waren die Folge.

Am 1. November 1871 fand das erste Braunkohleunternehmen seinen Weg nach Borna. Es wurde geführt von Albin Handwerk und Wilhelm Sparwald und trug den Namen „Glück auf". Diese betrieben den Wilhelmschacht sowie den Carlschacht. Der Carlschacht, eine unterirdische Braunkohlengrube von 16,5 ha, befand sich westlich von Borna, an der heutigen Fabrikstraße und diente anfangs als Kohlelieferant für die angrenzende Brikettfabrik. Heute befindet sich an dieser Stelle das Speicherbecken Borna, im Volksmund genannt „Adria", In Borna-West trägt eine Straße den Namen Carlschachtstraße (siehe Anhang 11.8.). Der Wilhelmschacht war eine Braunkohlengrube, die sich an der Stadtstraße zwischen Borna und Altenburg befand.

3.2. Zeit bis 1945

Die erste Fabrik wurde 1910 zwischen Borna und Lobstädt unter dem Namen „Gewerkschaft Braunkohlenwerke Borna" errichtet. Sie diente der Veredelung der Kohle aus dem Carlschacht zu Briketts und zur Energieversorgung für die Eigenversorgung der Fabrik. Nach circa einem Jahr Bauzeit begann am 3. April 1911 die Produktion (siehe Anhang 11.2). Man hatte damals schon acht Pressen, sechs Dampfkessel, acht Trockenöfen und zwei Turbinen verbaut. Im Oktober 1912 begann der Betrieb in der Fabrik II (siehe Anhang 11.3.) Diese besaß acht Pressen, sechs Trockenöfen und acht Dampfkessel, welche immer wieder erweitert wurden. 1926 wurde mit 25 Pressen, 18 Trockenöfen und 18 Dampfkesseln produziert. Somit hatte man eine Leistungsfähigkeit 20 Mark. Es wurden Lebensmittelkarten verteilt, diese deckten die Nachfrage an Hauptnahrungsmitteln. Diese Phase endete schließlich in der Zeit der Kriegsvorbereitung ab 1933. Es gab nun einen sprunghaften Aufschwung der Wirtschaft. Da die Großraumförderung eingeführt wurde, betraf dieser Aufschwung auch die Braunkohleindustrie. Weil während des zweiten Weltkrieges wieder Arbeiter fehlten, da diese an der Front kämpften, wurden unter anderem ausländische Zwangsarbeiter eingesetzt.

3.3. Nachkriegszeit

Nach dem Krieg übernahm die Sowjetische Militäradministration im August 1945 die Leitung der Wirtschaft. Diese beschloss am 1. August 1946 die Umbenennung der Brikettfabrik in „Kombinat Borna" unter Verwaltung der Sowjetischen Aktiengesellschaft „Brikett". Auf Belegschaftsversammlungen und durch Volksentscheid am 30. Juni 1946 wurden mehrere Betriebe enteignet. Es entstand ein volkseigener Sektor für den Braunkohlebergbau. Um die Folgen des Krieges zu überwinden, wurden Brennstoffe und Energie dringend benötigt. 1946 konnte das Werk auch wieder in Betrieb genommen werden, die Veredelungsanlagen konnten erheblich modernisiert werden. Das Braunkohlenwerk wurde am 1. Mai 1952 der Braunkohlenverwaltung Borna in der Vereinigung Volkseigener Betriebe der Kohleindustrie zugeordnet. Es trug den Namen VEB Braunkohlenwerk Borna. Gearbeitet wurde nun nach Volkwirtschaftsplänen, zum Beispiel dem Halbjahresplan 1948, dem Zweijahresplan 1949-50 und dem Fünfjahresplan 1951-55. Die Ziele von allen Plänen waren der Übergang zu einer normalen Produktion, eine bessere und erhöhte Veredelung der Braunkohle, eine wirtschaftliche Rechnungsführung, die Erhöhung der Produktivität und eine schnelle Rekonstruktion und andere Erweiterungsbauten. In dieser Zeit entstanden neue Tellertrockner und Pressen sowie die Umstellung von mechanischer in elektrische Schlotentstaubung. Für die Produktionssteigerung war ein erhöhter Braunkohlenabbau notwendig. Deshalb mussten auch Orte überbaggert werden. Das betraf von 1952 bis 1957 Blumroda, ab 1957 Hartmannsdorf, danach Görnitz und Deutzen. Für die Menschen der überbaggerten Orte errichtete man z.B. den Stadtteil Borna-Südwest und 1965 das Hochaus in Borna.

Die Häuser wurden über eine Kohle-Zentralheizung mit Wärme versorgt. Straßen wurden nach den überbaggerten Orten benannt, z.B. Hartmannsdorfer Straße und Blumrodaer Straße. Bald reichte die Kapazität des Werkes nicht mehr aus. Daraufhin entschloss man sich, auf dem alten Gelände ein neues Hochdruckkraftwerk zu erbauen.

3.4. Bau des Hochdruckkraftwerkes

Die Erarbeitung eines Generalplanes für die Absicherung der Dampfwärmeerzeugung der

Brikettfabriken Borna und Lobstädt begann bereits 1956. Im Mai 1962 erfolgte die Bestätigung für das Grundprojekt. Daraufhin wurde schon im Juni desselben Jahres mit dem Abriss sowie Schachtarbeiten auf dem Werksgelände begonnen. Als alles geschafft war, gab es am 26. April 1963 die Grundsteinlegung. Mit dem 7. April 1966 konnte der erste Dampferzeuger in Betrieb genommen werden (siehe Anhang 11.4.). Einen Monat später folgte der Zweite. Von Juli bis November 1966 wurden die nächsten zwei Dampferzeuger gebaut, bis schließlich im Juni 1967 der letzte in Betrieb genommen wurde. Am 18. Mai 1966 konnte dann endlich die Zuschaltung in das Netz erfolgen und am 1. August 1966 ging das Industriekraftwerk in den Dauerbetrieb. Nachdem 1967 das alte Kraftwerk abgeschaltet wurde, war der Endausbau abgeschlossen.

Der Kraftwerkskomplex bestand nun aus fünf Komplexen: die Speisewasseraufbereitung, der Kesselbetrieb, der Maschinenbetrieb, die Schaltwarte und Produktionsnebenbereiche. Das Kraftwerk lief jetzt mit einer Leistung von 100 Megawatt und erzeugte insgesamt 625t Dampf pro Stunde. Der erzeugte Strom diente erst der Eigenversorgung der Brikettfabriken, konnte dann aber in den Kohlering und das Energieversorgungsnetz eingespeist werden. Fernwärme wurde ausgekoppelt, ersetzte Kohle- und Ölzentralheizungen im Bornaer Hochhausgebiet, in Borna-Ost und versorgte Neubauten Am Dreieck und öffentliche Gebäude. In den achtziger Jahren nutzte man die Abwärme für Gewächshäuser, um die Bevölkerung z.B. mit Gurken zu versorgen. Im Werk wurde rund um die Uhr im Schichtsystem gearbeitet. Werksangehörige erhielten Briketts als Deputat zum Heizen ihrer Wohnungen. Im Juli 1968 erfolgte die Umwandlung des Werkes in ein Kombinat. In das Kombinat gingen die Braunkohlenwerke Thräna, Neukirchen, Großzössen, Lobstädt und Witznitz ein. Ab Oktober 1980 gehörte der Kombinatsbetrieb dem Volkseigenen Braunkohlenkombinat Bitterfeld an.

3.5. Vorwendezeit bis Schließung

In den achtziger Jahren wurde es immer schwieriger, mit der veralteten mechanischen Veredelungstechnologie die notwendigen Leistungen zu erbringen. Die Lösung sollte die Rekonstruktion des Kraftwerkes sein. Von 1986 bis 1990 wurde die erste großtechnische Wirbelschichttrocknungsanlage für Rohbraunkohle erprobt. Die Rekonstruktionsmaßnahmen wurden jedoch wegen fehlender Mittel hinausgezögert. Erst mit der Wende ergab sich die Chance, unter der Leitung der Vereinigten Mitteldeutschen Braunkohlenwerke AG, später MIBRAG, eine umfassende Modernisierung durchzuführen und damit regionale Arbeitsplätze zu erhalten.

4.2. Das neue Kraftwerk ab 1966/67

4.2.1. Anlagenteile

Das Kraftwerk bestand aus fünf wesentlichen Bereichen: die Wasseraufbereitungsanlage, der Kesselbetrieb, der Maschinenbetrieb, der Elektrobetrieb und die Kraftwerksnebenanlagen.

Die Wasseraufbereitungsanlage war eine chemische Vollentsalzungsanlage, mit der die Verluste des Wasserdampfkreislaufes ausgeglichen werden konnten. Das benötigte Wasser holte man aus dem Tagebau Schleenhain und aus der Pleiße.

Im Kesselbetrieb wurde das bereitgestellte Wasser einschließlich der Rücklaufkondensate zum Verdampfen gebracht. Das Kesselhaus war zweigeteilt. Im 1. Teil fand man die Kessel 1-18 und im

2. Teil zwei weitere. Sie hatten jeweils eine Leistung zwischen 9-20 t Dampf pro Stunde. Dafür wurde die Rohkohle benötigt, welche aus den betriebseigenen Tagebauen Borna (1970), Borna-Ost, Bockwitz, Witznitz II, Peres und Zwenkau geliefert wurde. Die Rückstände kamen in Entaschungs-und Rauchgasreinigungsanlagen und wurden über Essen und Schornsteine entsorgt. Der Maschinenbetrieb war dafür zuständig, den vorher hergestellten Dampf zu verstromen. Das geschah durch vier Turbinen, welche eine Maximalleistung von 5,1 MW hatten. Die dabei entstehende Heizwärme wurde den Brikettfabriken oder Wohnbereichen zugeführt.

Im Elektrobetrieb erfolgte die Umwandlung des hergestellten Stroms in einen 110 kV Zustand, so dass die elektrische Energie dem offenen Netz zugeführt werden konnte. Außerdem sorgte man für eine bedarfsgerechte Verteilung der Energie.

Die Kraftwerksnebenanlagen stellten die prozessunterstützende und soziale Versorgung zur Verfügung.Teilgebiete dieses Bereiches waren die Stadtwärmeversorgung, die

Trinkwasserbereitstellung und Abwasserwirtschaft, außerdem wurden arbeitsschutztechnische Mittel und Verbrauchsmaterialien bereitgestellt.

4.2.2. Produktionsablauf

Der prinzipielle Ablauf zur Energiegewinnung fängt damit an, dass Braunkohle in den Bunkerschwerbau geladen wird. Von dort aus wird sie in eine Fremdkörper-Abscheideanlage geleitet.

Außerdem passiert die Kohle einen Brecherturm, der diese zerkleinert und später in einer Kohlemühle zermahlt. Der entstandene Kohlestaub wird daraufhin in den Brennerraum geblasen und dort vollständig verbrannt. Dadurch konnte Wärme freigesetzt werden, die in den Wasserrohrkessel aufgenommen wurde und Wasser zu Wasserdampf erhitzte. Dieser Wasserdampf wurde über eine Rohrleitung zur Dampfturbine geleitet. Unterhalb der Turbine war ein Kondensator angebracht, welcher dafür sorgte, dass sich ein Großteil des Dampfes wieder in Wasser verwandelte.

Eine Speisewasserpumpe ließ das Wasser in den Wasserrohrkessel zurückfließen, nachdem es im Kühlturm abgekühlt wurde. Die anfallende Asche aus der Verbrennung wurde zum Teil in ausgekohlte Tagebaue entsorgt oder es wurde zur Herstellung von Baustoffen verwendet.

5. Auswirkungen auf das Leben

Durch den Betrieb und die ständige Erweiterung der Produktion wuchs die Bevölkerung in Borna ständig an, weil immer mehr Menschen in den Werken Arbeit fanden. Für diese Arbeiter und die Menschen aus den abgebaggerten Orten wurde neuer Wohnraum geschaffen. Unter anderem entstand die Siedlung der Bergmannswerkstätten - Gesellschaft mbH. Die Infrastruktur entwickelte sich. Neue Straßen entstanden. Für die Arbeiter fuhren Schichtbusse und Schichtzüge. Öffentliche Einrichtungen wurden errichtet, z.B. Verkaufseinrichtungen, Kindergärten, 1963 das Kulturhaus und 1973 die Schule in Borna-West. Neu entstandene Häuser konnten mit Fernwärme versorgt werden. Die Mitarbeiter hatten die Möglichkeit, ihren Urlaub in betrieblichen Ferienobjekten zu verbringen und es gab Ferienlager für die Kinder.

Auf der anderen Seite war die Umweltbelastung sehr hoch. Dies lag vor allem daran, dass die Umweltschutztechniken damals noch in einem schlechten Zustand oder teilweise gar nicht vorhanden waren. Vor allem waren zwei wichtige Verfahren noch unzureichend entwickelt, die Rauchgasentschwefelung und die Rauchgasentstaubung. Deshalb gelangten durch den Rauch auch Stickoxide, Kohlenmonoxid, Kohlenwasserstoffe und Schwefelwasserstoffe in die Luft. Das waren 1988 beim Kraftwerk ungefähr 39,6 kt/a Schwefeldioxid und 5 kt/a Staub, welche deutlich höher waren als bei der Brikettfabrik mit 1,3 kt/a. Das bedeutete für die Gesundheit der Bevölkerung eine starke Gefährdung. Überall gab es sichtbare Rußablagerungen, z.B. auf den Fensterbrettern.

Besonders im Winter waren die Smogbelastung und die Geruchsbelästigung hoch. Man musste die Fenster geschlossen halten. Auch für Gartenbesitzer gab es dadurch Ernteverluste, weil Pflanzen eingingen. Die Pleiße zeigte Verunreinigungen durch Gestank und Schaumbildung. Fische und andere Tiere verloren ihren Lebensraum.

6. Jahresbilanzen

6.1. Braunkohlenbrikettproduktion

In diesem Diagramm erkennen wir einen stetigen Anstieg der Brikettproduktion bis zum Jahre 1929 auf 706 t, da die Anlagen ständig erweitert wurden. Auch der 1. Weltkrieg konnte diese Entwicklung nicht aufhalten. Der Einbruch erfolgte in den Jahren 1930-34 infolge der bis dahin größten Wirtschafts- und Finanzkrise der Geschichte.

Mit der Machtübernahme der Nazis 1933 ging es wieder mit der Produktion bergauf, da es kaum Arbeitslose gab. Es wurden schon Vorbereitungen für den nächsten Weltkrieg geschaffen. In der Nachkriegszeit wurden erst die Folgen des Krieges überwunden und mit der Modernisierung eine gleichbleibende Produktion über 25 Jahre erzielt. Dies dauerte bis zur Wende an. Die Produktion lag immer bei circa 1200t Briketts im Jahr. 1991 wurden die Werke geschlossen und die Produktion eingestellt.

6.2. Elektroenergieerzeugung

An diesem Diagramm erkennt man, dass die Elektroenergieerzeugung fast gleich blieb bis weit nach dem 2. Weltkrieg. Sie lag im Durchschnitt bei ungefähr 20-30 GWh. Dies ist die Folge der bis dahin üblichen Ausnutzung des Dampfes und der Anlagensituation. Es wurde wenig in neue Anlagen investiert. Dies änderte sich erst ab 1967, als das neue Hochdruckkraftwerk in Betrieb genommen wurde. Nach einem kurzen Anstieg der Produktion ab 1967 auf 642 GWh gingen die Zahlen wieder stetig zurück. Dies lag an den wesentlich moderneren Kraftwerken Lippendorf und Thierbach. Diese konnten viel mehr Strom erzeugen mit erheblich höherem Wirkungsgrad. Das

Ende der Produktion erfolgte schließlich 1995.

7. Befragung

Ich habe Leute in meinem Bekanntenkreis mündlich befragt. Dadurch wollte ich erfahren, ob sie sich spontan an Brikettfabriken und Braunkohlenwerke in Borna und Umgebung erinnern können, an welche und wie sie heute noch an die alten Betriebe erinnert werden. An der Befragung haben sechs Personen, vier Männer und zwei Frauen im Alter von 50 bis 86 Jahren teilgenommen. Alle erinnerten sich an die Werke in Espenhain, Thierbach und Böhlen. Benannt wurden auch die Werke in Borna-Witznitz, Deutzen und Großzössen. Das Braunkohlenwerk und die Brikettfabrik Borna erwähnte keiner. Erst auf Nachfrage konnten sie sich erinnern. Auf die Frage, wie sie heute noch an die alten Betriebe erinnert werden, gab es verschiedene Antworten. In Espenhain und Großzössen fahren alle mit dem Auto vorbei. In Böhlen wohnen vier der Personen, die auch dort gearbeitet haben. Über die Nutzung der alten Gebäude in Witznitz haben drei Personen in der Zeitung gelesen, außerdem führt der neue Autobahnabschnitt dort lang. Fünf Befragte haben schon mal an einer Tagebaufahrt teilgenommen und waren am Aussichtspunkt Tagebau Deutzen. Ein Befragter erinnerte sich dann, dass die Bornaer Fabrik an der Straße nach Lobstädt stand, wo sich heute die Solaranlage befindet. Die Befragung hat mir gezeigt, dass die Brikettfabrik und das Kraftwerk Borna in Vergessenheit geraten sind.

(Der Inhalt des vorliegenden Textes basiert auf der Facharbeit am Gymnasium „Am Breiten Teich“ von Johannes Ilte, 2018)