Hornsches Haus
Hornsches Haus
Das Eckgebäude an der Kirchstraße/Roßmarktschen Straße ist benannt nach seinem letzten privaten Eigentümer, dem Kaufmann Hermann Horn (seit 1890); früher (so auch in der Wolframschen Chronik) wurde es Wernersches Haus genannt. Es handelt sich um eines der ganz wenigen profanen Gebäude in Borna, die noch gotische Bausubstanz aufzuweisen haben. Ältester Teil ist das zweigeschossige Eckgebäude mit quadratischem Grundriss in der Breite der beiden Renaissancegiebel. Die Giebel sind um etwa 1542 aufgesetzt worden. Seit alter Zeit gehörten die beiden Grundstücke Roßmarktsche Straße 1 und 3 zusammen; erst 1697 wurden sie zergliedert. Das schöne Rundbogenportal, 1621 noch im Renaissancestil geschaffen, nahm demnach in der südlichen Straßenfront die Mitte ein. Der Seitenflügel entlang der Kirchstraße – im Erdgeschoss massiv aus Bruchsteinmauerwerk, die beiden Obergeschosse Fachwerk – schloss sich mit einem dreigeschossigen, nur zwei Fenster breiten massiven Bau in Bruchstein- und Ziegelbauweise an das Hauptgebäude an. Leider ist dieser besonders eigenartige Zwischenbau nach einem Feuerschaden (November 1998) bis auf die Fassade abgerissen worden. Die altertümliche, verschachtelte Bauweise brachte das Hornsche Haus in den Ruf eines ehemaligen Klosters. Dies konnte aber bisher durch nichts bewiesen werden. Auch die Vermutung, das Gebäude oder ein Teil von ihm sei um 1520 eine Terminei gewesen, ist wohl auszuschließen. Das Anwesen gehörte zu den acht steuerkräftigsten Objekten im Stadtgebiet und ist deshalb in den Steuerlisten, die immer wieder in gleicher Reihenfolge der Häuser angelegt sind, relativ leicht zu finden.
Seit 1514 sind seine Besitzer in ununterbrochener Folge bekannt. Damals gehörte es dem Fernhändler und Ratsherrn Merten Heinicke. Sein Sohn Clemen Heinicke (Hayneck o. ä. geschrieben) übernahm es 1542 von seiner verwitweten Mutter. Bald darauf müssen umfangreiche bauliche Veränderungen vorgegangen sein, wie sich an den um diese Zeit entstandenen Giebeln erkennen lässt. Nach dem Tod des Bürgermeisters Clemen Heinicke übernahm das Haus sein Sohn Caspar Heinecke (auch Hayneccius), Schulrektor in Borna. Er starb 1611, danach ging es in fremde Hände über. 1620 erwarb es der Superintendent Magister Andreas Walter. Auf ihn geht das Monogramm MAW über dem Porphyrportal zurück. 1697 ließ sich der Kaufmann (vermutlich Tuchhändler) Andreas Becker aus dem Stift Halberstadt in Borna nieder. Er kaufte das Eckhaus mit dem Seitenflügel in der Kirchgasse von der Tochter und Erbin des Superintendenten Walter, der Witwe Dorothea Katharina Schöngast. Der Gebäudeteil in der Roßmarktschen Straße wurde abgetrennt und anderweit verkauft. Mit Andreas Becker erhielt das spätere Hornsche Haus die Funktion des „Kaufmannshauses". Seit etwa 1745 bis 1830 war die Apotheke „Zum Engel" dort untergebracht. Eine Nachfahrin des Apothekers Sinner heiratete 1795 den Kürschner Christian Gottfried Werner (später Ratsbaumeister), von daher stammt der ältere Name „Wernersches Haus". Die Wernerschen Erben waren von 1842 an „Materialwarenhändler", sie verkauften Lebensmittel aller Art (außer Gemüse- und Molkereiwaren), sie besaßen das Recht zur Branntweinherstellung und betrieben später nebenbei eine Lotterie- und Versicherungsagentur.